Vogelzug am Pfäffikersee – Teil 1

Rückschau auf den Artikel aus dem Oktober 2020

Es ist Stille eingekehrt am Pfäffikersee: im Wasser und auch im Schilf ist es ruhig geworden. Doch der Vogelzug der insektenfressenden Vögel in die Winterquartiere hat schon sehr viel früher eingesetzt.

Im Mai und Juni war der Kuckuck im Robenhauser Ried noch regelmässig zu hören. Doch seine Aufgabe war schnell erledigt. Etwa 20 Eier werden in Nester seiner Wirts-Vogelart verteilt. Den Aufwand und Stress bei der Vogelaufzucht hat er also „outgesourct“ und tritt bereits recht früh ab Ende Juli die Reise in sein afrikanisches Überwinterungsgebiet südlich des Äquators an.

Kuckuck

Auch die markanten Schreie der Mauersegler, die sie ausstossen, wenn sie im Trupp mit einer unglaublichen Eleganz und Geschwindigkeit durch die „Häuserschluchten“ von Pfäffikon jagen, sind schon lange nicht mehr zu hören. Brüten in der Luft wurde bisher noch nicht erfunden und so ist die Brutzeit die einzige Phase, in der der Mausersegler die Nähe zur menschlichen Zivilisation sucht. Die Jungvögel werden mit etwa 40 Tagen überdurchschnittlich lang gefüttert, nachdem sie mit dem Tag des Ausfliegens sofort eigenständig in der Luft nach Insekten jagen und nicht mehr zum Nest zurückkehren. Ab Mitte Juli ziehen Mauersegler nach Afrika und bleiben in der Luft bis zu ihrer Rückkehr Ende April zum gleichen Nistplatz.

Mauersegler

Viele Mythen ranken sich um den Vogelzug und so glaubten die Menschen in früheren Zeiten, die über den Winter verschwundenen Vogelarten würden sich in andere Tierarten verwandeln. Im 19. Jahrhundert kam der Durchbruch mit den sogenannten Pfeilstörchen. Störche, die mit noch in ihrem Körper steckenden Pfeilen den Rückzug aus dem Winterquartier überlebt hatten und auf diese schmerzhafte Weise den Vogelzug ins südliche Afrika belegten. Leider war die Brut im Horst am Pfäffikersee in diesem Jahr nicht erfolgreich.

Storch

Kuckuck, Mauersegler und Storch gehören zu den Langstreckenziehern, deren Überwinterungsgebiet in der Regel mehr als 4 000 km vom Brutort entfernt ist. Dazu zählen auch weitere Arten wie Trauerschnäpper, Gartengrasmücke, Gartenrotschwanz, Fitis, Waldlaubsänger und Sumpfrohrsänger.  Sie treffen nach einem genetisch programmierten Zugverhalten zu festen Zeiten im Brutgebiet ein. Da der Lebensraum im Brut- und Überwinterungsgebiet immer stärker eingeschränkt wird und die Vegetation durch den Klimawandel zunehmend früher einsetzt, stehen viele Arten der Langstreckenzieher unter Druck oder sind vom Aussterben bedroht. Deshalb ist das Engagement zur Erhaltung dieser Lebensräume, z.B. von Feuchtgebieten oder vielfältig strukturierten Gärten mit altem Baumbestand, so wichtig.

Text: Sonja Ellermeyer, Fotos: Michael Gerber

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