Vogelzug am Pfäffikersee – Teil 2

Rückschau auf den Artikel aus dem November 2020

Winter in Pfäffikon. Auch die meisten Kurzstreckenzieher sind inzwischen in Richtung Südeuropa und Mittelmeerraum abgereist. Sie sind als Generalisten flexibler, sich auf veränderte Lebensbedingungen durch entsprechende Anpassung an Nahrung oder ihr Zugverhalten einzustellen. Die Zeitplanung für den Weg- und Rückzug können sie an die Witterungsbedingungen anpassen.

Das Rotkehlchen soll ein Kurzstreckenzieher sein, obwohl es doch ein gern gesehener Wintergast am Futterhäuschen ist? Die Brutvögel, an denen wir uns im Frühling und Sommer erfreuen konnten, ziehen im Herbst in den Mittelmeerraum. Wenige Wochen später treffen die Rotkehlchen aus Nordeuropa in der Schweiz ein, um hier den Winter zu verbringen. Das erklärt auch, warum Rotkehlchen oft im Winter ein anderes Verhalten zeigen und sehr viel zutraulicher sind: man vermutet, dass die nördlichen Rotkehlchen, die meistens in dünn besiedelten Gebieten brüten, noch keine schlechten Erfahrungen mit unserer sehr viel enger besiedelten Zivilisation gemacht haben. In den letzten Jahren konnten im Winter recht zutrauliche Rotkehlchen am Pfäffikersee im Bereich der Sturmwarnung beobachtet werden.

Neben den Wintergästen verbringen zahlreiche heimische Vogelarten wie Blau-, Sumpf- und Kohlmeise, Spechte, Amseln, Stieglitze den Winter bei uns, die sogenannten Standvögel.

Gespräche zur Fütterung von Wildvögeln führen regelmässig zu sehr kontroversen Diskussionen. Jungvögel benötigen für ihr schnelles Wachstum einen hohen Proteinanteil in ihrer Nahrung und müssen natürlich schnell lernen, selbst nach Futter zu suchen. Auch die grosse Infektionsgefahr an der Futterstelle, besonders bei warmen Temperaturen, spricht gegen eine Fütterung ausserhalb der kalten Jahreszeit.

Professor Peter Berthold vom Max-Planck-Institut für Ornithologie sieht die Vögel aufgrund des Schwunds an Insekten und Lebensraum so stark unter Druck, dass er für eine ganzjährige Fütterung plädiert, damit sie ausreichend Möglichkeit haben, sich Fettreserven für den Winter oder den Vogelzug anzulegen.

Die Vogelwarte Sempach gibt auf ihrer Homepage Tipps zur Fütterung von Vögeln im Winter. Auch wenn seltene oder gefährdete Vogelarten kaum zum Futterhaus kommen, so erleichtert ein Futterhaus zumindest den Vögeln im Siedlungsraum das Überwintern.

Allerdings sind dabei unbedingt folgende Hinweise zu berücksichtigen:

  • Nur qualitativ einwandfreies und artgerechtes Futter verwenden, das vor Nässe geschützt wird. Auf keinen Fall Essensreste oder Brot füttern.
  • Nachdem Infektionskrankheiten das grösste Risiko für Vögel am Futterplatz darstellen, muss das Futterhaus so konzipiert sein, dass das Futter vor dem Verschmutzen durch die Vögel geschützt ist. Bewährt haben sich aus diesem Grund Konstruktionen mit einem kleinen Futtersilo und einer Futterentnahmestelle, in die nur eine geringe Futtermenge nachrutscht.
  • Die Futterstelle sollte einen freien Rundumblick von 2 bis 5 Metern ermöglichen, damit Gefahren, wie z.B. Katzen, rechtzeitig erkannt werden können. Als Zufluchtsort bieten sich Sträucher und Bäume an. 
  • Aufgrund der hohen Gefahr von Krankheitsübertragung soll nur dann eine Wasserstelle angeboten werden, wenn sichergestellt ist, dass diese täglich gereinigt und katzensicher platziert werden kann.

Die Futtermischung sollte die unterschiedlichen Nahrungsgewohnheiten der Wintergäste und Standvögel berücksichtigen. So freuen sich Körnerfresser wie Finken, Sperlinge und Meisen über einen hohen Anteil an Sonnenblumenkernen, Hanfsamen und zerhackten Nüssen. Insekten und Weichkörnerfresser wie Amsel, Rotkehlchen und Star fressen auch gerne Haferflocken, Rosinen und Obst.

Die Wintervogelfütterung bietet der ganzen Familie die seltene Gelegenheit, die heimischen Vogelarten aus nächster Nähe zu beobachten und sich von diesen faszinierenden Geschöpfen begeistern zu lassen.  Vielleicht der kleine Anstoss, sich mit entsprechenden Aufwertungsmassnahmen im Garten auch im Sommer an Stieglitz, Rotkehlchen und Co erfreuen zu können.

Text: Sonja Ellermeyer, Fotos: Michael Gerber (Rotkehlchen), Marcel Burkhardt (Futterhaus)

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