Vielfalt auf und unter dem Boden

Rückschau auf den Beitrag vom September 2020

Beim Besuch des NVV Pfäffikon auf dem Brachlandhof BIO BEEREN & OBST bei Jürg Raths ging es vor allem darum, praktische Anwendungen zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit kennen zu lernen.

Schon bei der Begrüssung durch Jürg Raths fällt mir ein länglicher Erdhaufen auf. „Ist das Kompost?“, möchte ich wissen. „Nein, das ist Pilzsubstrat“, erklärt Raths, ein Abfallprodukt aus der Edelpilzproduktion in Gossau. Raths verwendet es zum Mulchen. Er ist überzeugt, dass das Pilzsubstrat die unsichtbaren Bodenpilze, die Teil der Bodenmikroorganismen sind, ins Gleichgewicht bringt. Damit wird das Wurzelwachstum der Kulturpflanzen gefördert. Gesunde Wurzeln erlauben eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung und somit gutes Gedeihen der Kulturpflanzen. Schlecht für die Bodenpilze sei andererseits das Befahren mit schweren Maschinen.

Eine weitere Parzelle ist voll mit Unkraut. Sogar hier könne man Vorteile entdecken: Raths bezeichnet den kriechenden Hahnenfuss als Entgifter. Man solle ihn ausreissen, vertrocknen lassen und als Mulch liegen lassen. Die Wurzeln der verschiedenen Hirseunkräuter würden den Boden lockern. Das Unkraut soll vor dem Blühen mit der Bodenfräse eingearbeitet werden.

In der Intensivanlage sind die Dämme von Him- und Brombeeren ebenfalls dick mit Grasschnitt gemulcht. Die Spatenstichprobe fördert gut riechende Erde und gesunde Brombeerwurzeln zutage.

Die Dämme der Beerenreihen mit dicker Mulchschicht als Schutz vor Unkräutern und dem Austrocknen, sowie Nahrung für die Bodenlebewesen. Auf Kunststofffolie wird aus Überzeugung verzichtet.

Zu Beginn der Beerenproduktion hatte Raths auf das Biolehrbuch vertraut und die Dämme mit Bändeligewebefolie abgedeckt, zwecks Unkrautunterdrückung. Bereits nach wenigen Jahren ging es den Beeren schlecht und Raths entschied sich, die ganze Erde in den Dämmen auszuwechseln und einen neuen Aufbau mit Pilzsubstrat und Holzschnitzeln zu wagen. Sogar die kranken Himbeeren pflanzte er anschliessend wieder ein – und siehe da – sie erholten sich. Vom Frühling bis im Okt./Nov. gedeihen die Beeren unter einem Regendach (Schutz vor Pilzkrankheiten) und einem Hagelschutznetz. Zweimal pro Woche wird für eine Stunde bewässert. Raths spricht davon, dass die Wasserspeicherkapazität dank sorgfältiger Bodenpflege um das 5fache verbessert wurde. Er brauche viel weniger Wasser als früher.

Humus

Zentral für die Bodenfruchtbarkeit ist der Humusgehalt des Bodens. Grünlandböden haben einen durchschnittlichen Humusgehalt von 5-8%, Ackerböden etwa 1.8-2.5%. Raths erklärt, dass er in den Dämmen der Beerenreihen etwa auf 10% Humusgehalt komme.

Humusreiche Böden haben eine höhere Wasserspeicherkapazität und können mehr Kohlenstoff speichern.

Gesunde Produkte aus gesundem Boden.

Der Bodenfruchtbarkeitsfonds:

Im Zentrum des Bodenfruchtbarkeitsfonds stehen die Förderung von humusaufbauenden Massnahmen auf Ackerflächen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Seit 2017 wird der BFF innerhalb der Bio-Stiftung Schweiz weiterentwickelt. Es gibt 30 Partner-Betriebe, einer davon ist der Brachlandhof. www.bodenfruchtbarkeit.bio

Schon 2014 hielt der Agrarbericht des Bundesamtes für Landwirschaft fest: „Die langfristige Fruchtbarkeit von landwirtschaftlichen Böden in der Schweiz ist in Frage gestellt.“

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