Kleiner stachliger Gartenfreund
Die Tage sind merklich kürzer geworden, die Temperaturen haben sich der fortschreitenden Jahreszeit angepasst und so bleibt den Laubbäumen nichts anderes übrig, als sich für den Winter bereit zu machen. Höchste Zeit also für den Igel, sich einen lauschigen Platz für seinen Winterschlaf zu suchen.
Wie gut, dass die Natur „just in time“ alles liefert, was das Igelherz begehrt und das Potential nur noch vom Gartenbesitzer genutzt werden muss: Aus Ästen und Laub wird in einer ruhigen, schattigen Ecke ein Haufen mit einem Durchmesser von etwa 1.5 Metern errichtet, damit die Wärmedämmung auch für die kalten Wintertemperaturen ausreicht.
Aber auch trockene Hohlräume in Hecken, Holzstapeln, Reisig- oder Steinhaufen und unter Baumwurzeln werden dankbar angenommen. Nun fehlt nur noch der Innenausbau. Wenige Meter vom zukünftigen Schlafplatz entfernt, sammelt der Igel herumliegendes Moos, Stroh und Laub, um sein Nest kuschlig auszukleiden.
Der Igel hält von etwa November bis März, wenn die Temperaturen überwiegend unter 5 Grad liegen, seinen Winterschlaf. Genug Zeit für den Naturliebhaber, seinen Garten in eine strukturreiche Naturoase mit einheimischen Sträuchern und Büschen, bunten Blumenwiesen, Stein-, Ast- und Laubhaufen umzuwandeln. Eine große Artenvielfalt im Garten wird auch vom Igel, der so gar kein Kostverächter ist, geschätzt. Auf seiner Speisekarte stehen Käfer, Insekten, Spinnen, Regenwürmer, Schnecken und vieles mehr.
Der Igel ist ortstreu und verbringt als Einzelgänger meist sein ganzes Leben im gleichen Gebiet. Trotzdem ist Mobilität auch dem Igel wichtig und so ermöglichen kleine Durchlässe im Zaun den sicheren Wechsel in Nachbars Garten. A propos „Health & Safety“: Viele bequeme Gartenhelfer können zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen. Dazu gehören Motorsensen, Fadenmäher und Rasenroboter, die im Gebüsch schlafende Igel verstümmeln oder töten. Deshalb empfiehlt sich, zu mähende Flächen vorher abzusuchen und Rasenroboter, falls unbedingt erforderlich, nur tagsüber laufen zu lassen. Ausstiegshilfen in Teichen und Schwimmbecken helfen hineingefallenen Tieren, sich zu retten. Offene Schächte sind abzudecken oder mit einem feinmaschigen Gitter zu versehen. Natürlich versteht sich von selbst, auf den Einsatz von Schneckenkorn, Unkrautvernichtungsmitteln und anderen Chemikalien im Garten zu verzichten.
Eine Studie der Stadt Zürich lässt nichts Gutes erahnen: In den letzten 25 Jahren hat die Igelpopulation um 40% abgenommen und die Fläche, die der Igel vorher besiedelt hatte, ist um 18% geschrumpft. Die Monokulturen der intensiven Landwirtschaft, stark befahrene Strassen und strukturarme Gärten haben ihre Spuren hinterlassen. Und so bleibt zu hoffen, dass sich wieder mehr Gärten zu einem kleinen Igelparadies entwickeln – damit wir uns auch noch in den nächsten Jahren an unserem kleinen stachligen Gartenfreund erfreuen können.
Weitere hilfreiche Informationen über Igel finden sich unter www.igelzentrum.ch
Text: Sonja Ellermeyer
Fotos: Michael Gerber 1 / Sonja Ellermeyer 2, 4, 5 / Fredi Rebsamen 3