Fledermäuse – Königinnen der Nacht

Wild wogte das Wasser vor Beginn der Führung Mitte August. «Bei diesen Verhältnissen können die Wasserfledermäuse nicht jagen» sorgte sich Susi Huber, die die Leitung mit Diego Schönenberger übernahm. Wenige Minuten später war der See wie von Zauberhand beruhigt. Was folgte, war ein zauberhafter Abend zu den «Königinnen der Nacht» mit über dreissig Personen.

«Fledermäuse sind wie du und ich», begann Susi ihre Erklärungen. «Sie haben Haare und Zähne und einen Körperbau ähnlich dem menschlichen, nur mit anderen Proportionen», und sie zeigte die sehr langen Finger. Mit den Händen fliegen diese Säuger. Die Weibchen gebären ihre Jungen lebend und säugen sie anfangs. Sie finden sich in sogenannten Wochenstuben zusammen, in denen sie die Kleinen umsorgen. Die sozialen Tiere leben gerne zusammen, drängen sich aneinander. Geschützt vor Regen und Sonne, lassen sie die Jungen zurück, um zu jagen. Sie müssen viele Insekten in kurzer Zeit finden, damit sie sich und ihre Jungen ernähren können.

Fledermäuse sind auch ganz anders als Menschen. Etwa «sehen» sie mit den Ohren. Sie sehen schwarz-weiss und haben einen Röhrenblick, mit den Augen allein könnten sie keine Insekten fangen. Dafür stossen sie dauernd Rufe in hohen Frequenzen aus. Aus dem Echo entsteht vor diesen Tieren die Landschaft und darin ihre Fressbeute, die Insekten. Sofort zubeissen, ist die Devise, und gleich fliegend verzehren. Die Töne sind sehr laut, zum Glück sind ihre hohen Frequenzen für uns nicht wahrnehmbar! Und wussten Sie, dass es in der Schweiz etwa dreissig Fledermausarten gibt? Damit sind sie sogar die grösste Gruppe unserer heimischen Säugetiere. Einige von ihnen sind winzig; die Zwergfledermaus passt gar in eine Nussschale. Als Insektenfresser sind Fledermäuse für unser Ökosystem absolut unerlässlich, sie vertilgen riesige Mengen davon.

Nun wollten wir die Tiere finden. Unterwegs wurde gespielt, wie Fledermäuse wohl die Welt wahrnehmen. Feine Grissini dienten als «Insektenfutter»: nur mit den Lippen fassen und futtern, gleichzeitig rufen, dabei immer weiterfliegen; fliegen, rufen, futtern … schwierig! Es war schon fast dunkel, da sahen wir die Wasserfledermäuse. Dicht flogen sie über dem Wasser, im Zickzackflug, durcheinander. Nun wurden ihre Ultraschallrufe mit Hilfe von Detektorgeräten für unsere Ohren hörbar gemacht. Diego hatte sie vom Zoo Zürich mitgebracht. Faszinierend, wie die Geräte die Fledermausrufe in knackende und klickende Geräusche abwandeln. In Gruppen mit je einem Detektor ausgestattet, wanderten wir zurück und fanden die Tiere nun auch um Bäume und Sträucher und zuletzt wieder an der Promenade am See: Ja, jetzt waren sie am Jagen. Es war dunkel, so wie sie es lieben. Auch wir sollten sparsam mit nächtlicher Beleuchtung umgehen und so für diese wichtige Tiergruppe sorgen, etwa zusehen, dass Gartenleuchten nur nach unten strahlen. Fledermäuse brauchen Dunkelheit. Wie wir auch.

Natur- und Vogelschutzverein, Beatrice Schwitter

Fotos von Antonia Stadlin und der Stiftung Fledermausschutz https://fledermausschutz.ch/

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